Die lateinamerikanischen Tänze

 

Die Lateinamerikanischen Tänze werden alle, im Gegensatz zu den Standardtänzen, in einer offeneren Tanzhaltung getanzt. Dabei besteht meist kein Körperkontakt, woraus sich ergibt, dass der Herr die Dame nur mit seinen Armen führen kann. Eine saubere Tanzhaltung und etwas Spannung im Körper sind daher unerlässlich. Erst der Abstand zwischen den Tanzpartnern macht die für die Lateinamerikanischen Tänze so typischen Hüftaktionen, Kniebewegungen und Drehungen möglich. Besonders auffällig sind bei den Lateinamerikanischen Tänzen die Hüftbewegungen, die entstehen, wenn ein belastetes Bein voll durchgestreckt wird.

Bis auf ganz wenige Ausnahmen (in der Samba, dem Paso Doble) werden alle Lateinamerikanischen Tänze stationär getanzt. Das heisst es erfolgt kaum eine Bewegung durch den Raum. Die Lateinamerikanischen Tänze eignen sich daher ganz besonders gut für kleinere Tanzflächen.

 

Zu den Lateinamerikanischen Tänzen gehören gemäss Welttanzprogramm folgende Tänze
Cha Cha Cha, Samba, Rumba, Jive und Paso Doble

Wobei eigentlich nur drei der fünf Tänze aus dem Lateinamerikanischen Raum kommen. die Rumba, der Cha Cha Cha und die Samba, der Paso Doble kommt aus Spanien und der Jive aus Nordamerika (er ist eine Abwandlung des Rock'N'Roll

 

 

Der Cha Cha Cha

Takt: 4/4 - Tempo 30-34 TpM - Tunier 32 TpM

Geschichte:

Die Geschichte des Cha-ha-Chas ist eng mit der seiner Heimat verbunden, mit der Geschichte Kubas. Um ca. 1950 herum, in Havanna und Umgebung entwickelten sich im äußerst musikalischen Umfeld der Hauptstadt interessante Entwicklungen. Eine davon war der Son. Der Son ist eine kubanische Landmusik aus verschiedenen lateinamerikanischen Instrumenten und Trompeten. Dieser wurde vom bekannten Musiker Tito Puente mit Jazz und Swingelementen verbunden. Heraus kam der Mambo, der sowie als Tanz auch als Musik ein mehrfaches Fieber verursachte. Vielen Tänzern war aber der Mambo zu schnell und man suchte auch musikalisch nach einer Erweiterung, denn der Mambo war in vielerlei Hinsicht unvollkommen (genau darin liegt sein Charme). Aus dem Mambo heraus entstand die Musik des Cha-Cha-Chas, welche rhythmischer und etwas langsamer daherkam. Diese Musik verbreitete sich zunächst in der Heimat Kuba, dann kam sie mit vielen Immigranten nach New York. Dort am Broadway feierte man den Cha-Cha-Cha als Tanz des Jahrzehntes und seine Bewegungen lösten in New York und später auch in Paris und London wahre Extase aus. Dann wurde der Tanz von Choreographen systematisch katalogisiert und gehört seit Beginn der sechziger Jahre zum Welttanzprogramm. In den letzten Jahren hat der Cha- Cha-Cha nicht an seiner Beliebtheit verloren, mehr noch wurde er durch die jüngste Salsawelle belebt und erfreut sich neuem Andrang durch jung und alt.

Stil:

Der Cha-Cha-Cha ist neben der Rumba ein weiterer kubanischer Turniertanz, der sich aber mehr durch seinen Ausdruck als durch seine Choreographie von seiner weitaus älteren Schwester unterscheidet. Der Cha-Cha-Cha ist ein rhythmisch- dynamischer Tanz, der sich in vielen, kleinen kraftvollen Schritten äußert. Wie bei anderen Lateintänzen gibt es hier einen Wechsel zwischen Ruhe und Bewegung, dieser ist jedoch weit weniger dramatisch als in der Rumba. Der Cha-Cha-Cha lebt durch seine Hüftbewegung, seine lebhaften Armaktionen, seine schnellen Körperdrehungen und verspielten Posen, die sich alle in einer vielseitigen und umfangreichen Choreografie wiederfinden. Die Anfängerfolgen sind dabei weitgehend mit denen der Rumba deckungsgleich, aber je weiter man den Cha-Cha-Cha beherrschen lernt, desto mehr eigenständige Elemente gibt es, die sich deutlich von der Rumba unterscheiden. Ein häufiges Element des Tanzes ist der Fan, eine Figur, bei der die Dame zuerst die linke Seite des Herrn ansteuert und dann entlang seines ausgestreckten Armes tanzt, um wieder auf ihn zuzukommen. Ein sehr verbreitetes Element sind die New York Promenaden, die in verschiedensten Kombinationen getanzt werden können, häufig in Begleitung mit Ronde-chassés oder Dreischrittdrehungen. Der Cha-Cha-Cha ist etwas spektakulärer als die Rumba und hat ein sehr großes Arsenal an Trickfiguren.

Interpretation:

Der Cha-Cha-Cha äußert sich in seiner Dramaturgie als ein verspielter Paartanz, welche Elemente des Flirts und des Spiels der Geschlechter in sich vereint. Die Dame versucht mit kokettierenden Bewegungen, die Aufmerksamkeit des Mannes zu erhaschen und ihn dann mit ihren Reizen zu fangen, er spielt mal nicht mit, und mal zeigt er Interesse. Also beinahe wie im richtigen Leben. Dabei wird alles weniger ernst als in der Rumba. Es stehen Unverbindlichkeit, Abenteuer und der Moment im Vordergrund, weniger schicksalhafte Liebe oder andere schwere Hintergründe.

Technik:

Die Technik des Cha-Cha-Chas ist wie bei allen Gesellschaftstänzen sehr vielseitig und anspruchsvoll, allerdings kann man sagen, dass dieser Tanz unter den lateinamerikanischen Tänzen eher zur einfacheren Sorte gehört. Es gibt verschiedene Ansätze der Technik und verschiedene Stile. Die Fußtechnik, die bei allen kubanischen Tänzen sehr einfach ist, macht beim Cha-Cha-Cha keine Ausnahme. Jeder Schritt wird zunächst auf dem vorderen Teil des Fußes belastet, danach wird die Ferse abgesenkt, und als letztes das volle Gewicht übertragen. Diese besondere Aktion kreiert die Latin hip, die typische Hüftbewegung. Diese Grundbewegung muss bei allen Figuren beibehalten werden.
Bei der Armtechnik gibt es verschiedene Grundansätze. Manche beschreiben die Arme eher weich wie in der Rumba, andere benutzen sie sehr lebhaft und rudern geradezu mit den Armen. Den Armen kommt im Cha-Cha-Cha eine besondere Bedeutung zu. Sie werden als ein vielseitiges Stilmittel eingesetzt. Besonderes lässt sich noch über den Einsatz der Arme in der Figur New York sagen. Es gibt manche Tanzpaare die tanzen diesen Promenadenschritt mit nach oben gerichteten Armen, wieder andere tanzen diese Arme eher flach und nach hinten. Man sieht, dass die Armtechnik sehr geschmacksbedingt ist.
Die Haltung im Cha-Cha-Cha entspricht der typischen Lateinhaltung. Das Paar steht mit einigem Abstand voneinander entfernt, so dass Raum für Figuren bleibt. Entweder man befindet sich nun in normaler Tanzhaltung, oder man hat die linke/rechte Hand gefasst oder man steht völlig frei. Grundsätzlich steht man aufrecht und gerade, aber nicht gestreckt.

 

 

Die Samba

<Takt: 2/4 - Tempo: 54 TpM

Geschichte:

Die Samba entstand in der heutigen Form im Süden Brasiliens und im Norden Uruguays aus der Maxixe, einer Tanzart, die auch häufig fälschlicherweise mangels passender Begriffsdefinition als "brasilianischer Tango" bezeichnet wurde. Diese Maxixe fand ihren Weg in den 20er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts auch ihren Weg nach Europa, wo sie allerdings nur in Paris und Madrid Beachtung fand, während Berlin und andere wichtige Kulturstädte davon nicht berührt wurden. Maxixe wurde in Europa vergessen und wurde bald darauf auch in Brasilien in die heutige Samba modifiziert. Diese "Samba Brasileira" kam dann nach dem zweiten Weltkrieg zurück nach Europa und wusste durchaus zu begeistern. Dann wurden von Tänzern aus ganz Europa die alten Schritte modifiziert und auf einen geeinten Standard gebracht, welcher dann allerdings mit der alten Samba nicht viel zu tun hatte. Seit den fünfziger Jahren gilt Samba als einer der klassischen latein- Turniertänze und wird seitdem auf Turnieren immer als zweites getanzt. Die musikalischen Wurzeln der Samba sowie die Grundstrukturen des Tanzes kommen aber weder aus Brasilien noch aus Europa, sondern stammen aus Afrika. Dieses Kulturgut, wurde wie in ähnlicher weise woanders auch, von afrikanischen Sklaven nach Brasilien gebracht, wo es sich im Laufe von sehr vielen Jahren verfeinerte.

Stil:

Die Samba ist ein klassischer Lateintanz, der aber in seiner Grundstruktur nicht mit den kubanischen Tänzen verwandt ist, sondern er bildet zusammen mit einigen anderen Tänzen die Basis der afrobrasilianischen Tänze, deren mit Abstand bedeutendste Vertreterin die Samba ist. Samba ist ein Tanz der sich in purer, rhythmischer Dynamik äußert, nicht so überschwänglich wie der Jive, dennoch keinesfalls traurig, sondern zufrieden-lebensfroh. Die Samba ist ein raumgreifender Lateintanz, der sich in schnellen Drehungen, Wickelaktionen, Swivels und Rollen äußert, und damit ein sehr uniques Erscheinungsbild aufweisen kann. Samba ist ein Tanz, der über wenig Figuren im eigentlichen Sinne verfügt, stattdessen kommen immer wieder die selben Grundfiguren zum Einsatz, lediglich verschieden durch eine andere Tanzhaltung oder versehen mit neuen Fuss- Arm oder anderen Isolationstechniken. Besonders wichtig für die Samba sind die Figuren Bota Fogo und Volta, die immer wieder in verschiedenster Manier auftreten, sowie die Linksdrehung, die später meist in eine Linksrolle erweitert wird, ferner spielt die mit der Volta verwandte Spot Volta eine sehr große Rolle. Zusätzlich gibt es einige importierte Bewegungen und stammeigentliche Schritte, die häufig in obiges System eingebettet werden. Besonders häufig kann man in der Samba auf folgende Eigenarten treffen: In keinem anderen Lateintanz werden so häufig Figuren Seite an Seite oder in Schattenposition getanzt wie hier. Ein anspruchsvoller Choreograph ist aber in der Lage, diese Bewegungen nicht zu einseitig zu betonen.

Interpretation:

Die Samba ist ein schneller Lateintanz, der eine Vielzahl an typischen afrobrasilianischen Urelementen verkörpert. Dabei ist die Samba mehr an traditionelle Urfeste gebunden, bei denen man versuchte durch starkes rütteln im Körper böse ansässige Geister loszuwerden. Heute tanzt man Samba aber nur noch aus purer Lebensfreude.

Technik:

Die Samba gilt eigentlich nicht wirklich als technisch anspruchsvoller Tanz, sondern er ist recht einfach. Dennoch gibt es einige Sachen, die man nicht vernachlässigen darf, um den Charakter des Tanzes nicht zu gefährden.
Jeder Schritt der Samba, von sehr wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, wird zunächst auf dem vorderen Teil des Fußes abgesetzt, und danach durchbelastet. So was wird im allgemeinen auch als Ba-Fe-Technik bezeichnet (Ballen- Ferse- Technik). Alle Schritte werden mit Gewicht in den Boden getanzt. Die Knie werden flexibel gehalten, und sollen diese Bewegung unterstützen. Fersenschritte gibt es nur bei einigen wenigen Stilfiguren. In den allermeisten Fällen wird auf Fersenschritte verzichtet, dies gilt ebenfalls für schnelle Achsendrehungen oder Seitwärtsbewegungen. Die bekannte Hüftaktion wird meist durch die Schritte selbst hervorgerufen, also durch die Gewichtsverlagerungen.
Die Armtechnik der Samba ist der, der kubanischen Tänze ähnlich, die Arme werden entweder frei oder eng am Körper gehalten, meist aber deutlich erhoben. Arme sind ein sehr wichtiges Stilmittel des Tanzes und kommen daher häufiger als in allen anderen Tänzen zum Einsatz.

 

 

Die Rumba

Takt: 4/4 - Tempo: 28 TpM

Geschichte:

Die Rumba gehört mit all ihren Wurzeln zu einer sehr ursprünglichen Tanzform, die sich einerseits bis in Urzeiten Schwarzafrikas und andererseits auf sehr traditionelle iberische Musik verfolgen lässt. Die Rumba in ihrer heutigen Form entstand zunächst auf Kuba, wo sich die schwarzafrikanischen Elemente mit den Europäischen verbanden. Dieser bunte Tanzmix kam um 1923 zuerst nach New York und dann nach Europa. Das konservative Europa zeigte sich jedoch nicht wirklich aufgeschlossen gegenüber diesen neuen Bewegungen und man wusste auch nicht richtig etwas mit den neuen Hüftaktionen anzufangen. Als erste Hybridform entstand der rumba- Foxtrott eine sehr urtümliche Version, bei der man die schritte des Foxtrotts zur Rumbamusik tanzte und dabei eine starke Hüftaktion performte. Diese Form konnte sich nicht durchsetzen und wurde schnell wieder verworfen. Englische Choreografen legten dann zunächst ein Rumbasystem fest, bei der die Rumba im Karrée getanzt wurde, ähnlich den Schritten des Walzers. gleichzeitig versuchte man in Frankreich eine ursprüngliche Version der kubanischen Rumba zu etablieren. Nach dem Krieg entbrannten heftige Diskussionen darum, welcher der beiden Stile man nun verwenden sollte. Obwohl der kubanische Stil dem des Cha-Cha-Chas sehr ähnlich war, setzte sich dieser durch und wurde in Europa zum führenden Stil. Dennoch gibt es auch in Deutschland, vor allem aber in den USA noch viele Tanzschulen, die Karrée-Rumba unterrichten. die Rumba ist heute einer der beliebtesten Paartänze und wird besonders wegen ihrer gefühlvollen Stimmung und wegen ihrer abwechslungsreichen Choreografie geschätzt.

Stil:

Entgegen vielerlei Meinungen ist die Rumba kein langsamer Tanz, sondern mehr ein Tanz, in dem die Pause eine besondere Rolle spielt. Mehr als in anderen Tänzen dominiert der Wechsel zwischen schneller Bewegung und langsamer, zärtlicher Pose. Die Rumba lebt sehr durch seine Pause, die in vielerlei weise benutzt wird. Die Bewegungen an sich sind sehr fließend und weich und von starker Hüftbewegung untermalt. Das häufigste Element der Rumba ist der Fan, eine Bewegung, wo die Dame den Herrn an seiner linken Seite passiert und entlang seines linken Armes tanzt. Dabei geht die Dame in eine gewisse Distanz, kehrt aber durch weitere Figuren wieder zu ihm zurück. dieser Wechsel zwischen Nähe und Distanz ist ein Motiv, welches sich sehr häufig in der Rumba finden lässt. Es ist ein klassischer choreographischer Bestandteil. Die Rumba ist ein zärtlicher Tanz, ebenso finden sich in professionellen Choreografien Elemente wie der "Caress", zärtliches berühren von Gesicht und Oberkörper sind dabei keine Seltenheit. Wenn dann die Dame schnell wieder auf Distanz geht spricht man vom "Tease and Run"- Prinzip, welches beinahe jedes Tanzpaar beherrschen sollte. Die Figurenauswahl der Rumba ist vielfältig und sehr ausgedehnt. Es gibt eine Reihe von klassischen Figuren, eine sehr große Vielzahl von bekannteren choreographischen Elementen und eine ebenfalls sehr große Varianz an weniger bekannten, individuellen Elementen, welche häufig zum Einsatz kommen

Interpretation:

Die Rumba wird häufig als der Tanz der Liebe bezeichnet. Diese Bezeichnung ist unserer Meinung nach falsch und unvollständig. Vielmehr ist die Rumba ein Tanz wo viele Aspekte der Liebe an sich zur Geltung kommen. Der Tanz verarbeitet sowohl als auch Elemente der Eifersucht, der romantischen Paarbeziehung und der Abscheu. Grundsätzlich gilt: Während der Cha-Cha-Cha ein aufreißender Flirt ist, geht es in der Rumba zur Sache, die Dame versucht den Herrn mit ihren körperlichen Reizen zu verführen und zu beherrschen, der Herr schwankt zwischen Hingabe und Desinteresse. Diese getanzte Geschichte findet sich sehr häufig wieder und macht den Tanz zu einem stillen, gefühlvollen Drama

Technik:

Kurz gesagt, über die technisches Essentiale der Rumba lassen sich wahre Bücher schreiben. Es gibt eine Vielzahl an Anweisungen und Stilnormen, die nötig sind, um den Tanz richtig zu verkörpern. Genauso wichtig ist aber auch ein eigener Stil, den man leider nicht in Worte und Notationen fassen kann. Daher beziehen diese Angaben sich auf das, was wir selbst gelernt haben, und vielleicht nicht unbedingt auf das, was ihre Trainer ihnen sagen.
Die Fußtechnik der Rumba ist wie bei allen kubanischen Tänzen vergleichsweise einfach. Man kann sagen, dass es überhaupt keine Fersenschritte gibt. Selbes gilt für das abziehen der Fersen. Selbst bei kleinen Achsendrehungen, wie es sie in der Rumba vereinzelt gibt, wird immer auf die Ferse verzichtet. Jeder Schritt wird von den Zehen her abgesetzt, dass heißt es wird zuerst der vorderer Teil des Fußes belastet, dann wird der Ballen abgesenkt, und dann zuletzt die Ferse auf den boden gesetzt. Das Gewicht muss dann immer voll auf das belastete Bein übertragen werden, weil es sonst nicht die erwünschte Hüftbewegung gibt. Grundsätzlich wird auch mit viel Druck in den Boden getanzt, was die Hüftbewegung unterstützt.
Die Armtechnik bei der Rumba ist sehr vielseitig, und nicht so sehr bestimmt wie die Fußtechnik. Bei Gesellschaftstänzern wird meist darauf verzichtet, die Arme choreografisch einzusetzen, da dies ein gewisses Feingefühl verlangt. Deshalb sollen die freien Arme stets eine abfallende Linie von der Schulter aus gesehen einnehmen. Bei Fortgeschrittenen Paaren bemüht man sich, eine "Rumba-Wave" als vorherrschende Armbewegung einzusetzen. Dabei wird der Arm in einer Wellenbewegung vom Körper weg nach außen bewegt. Dabei gibt es aber verschiedene Stilrichtungen, die zum Teil auch vermischt werden.
Wie bei allen lateinamerikanischen Tänzen ist die Haltung sehr wichtig. Meist steht man in einer offenen Haltung und hat einen der beiden Arme gefasst, oder man steht völlig frei. Grundsätzlich gilt, dass man aufrecht und gerade steht. Nicht so sehr gestreckt, wie dies bei den Standardtänzen der Fall ist, aber durchaus erhaben. Das Körpergewicht muss in der Mitte gehalten werden.

 

 

Der Jive

Takt: 4/4 - Tempo: 44 TpM

Geschichte:

Der Jive hat seine Wurzeln in den Südstaaten der USA. Als nach 1600 afrikanische Sklaven nach Louisiana und Mississippi gebracht wurden, verbanden sich ihre traditionellen Gesänge mit denen der Briten und der Cajun, den französischen Kolonisten, die seit der Eroberung durch England immer noch dort lebten. Daraus entstand ein bunter Mix aus verschiedensten Stilrichtungen und Musikarten. Als sich trotz des amerikanischen Bürgerkriegs die Situation der schwarzen Sklaven nicht deutlich verbesserte und manche Familien nun schon seit vielen Generationen die Leibeigenen weißer Farmer waren, fanden diese Menschen in der Musik ein Mittel zum Ausdruck ihres Protestes und ihrer Trauer. Dies war die Geburtsstunde des Bues. In den traurigen Südstaaten jener Zeit überlebte diese Musik viele Rassenunruhen und Stimmungswechsel. Die Grundader dieses Stils fand sich in vielen Tänzen wieder. Im bBack Bottom der zwanziger Jahre, im Swing der dreißiger Jahre und besonders im Jitterbug der 40ger. Während in Europa und im Pazifik der Krieg tobte suchte man in der Heimat und Fremde nach Möglichkeiten sich abzulenken, und fand diese im Jitterbug und im Boogie. Nach Ende des Krieges fand die musikalische Ader in der Ausprägung des Rock n' roll seinen allzeitlichen Höhepunkt. Erneut waren es in den Sechzigern englische Choreographen, die alle diese Tänze verbanden, und sie zunächst zähmten und dann behutsam umgestalteten. Heraus kam der lebendige aber immer noch elegante Jive, sozusagen als zivilisierte Variante all seiner Vorgänger. Seit dieser Zeit verdrängte der Jive die meisten seiner Vorgänger und gilt als moderner Repräsentant dieses alten Zeitgefühls. Man schätzt den Jive wegen seiner lockeren, zwanglosen Art und wegen seiner ungebändigten Lebensfreude.

Stil:

Der Stil des Jive ist eigentlich ziemlich einfach. Der Jive ist wohl der mitreißendste Tanz unter allen klassischen Paartänzen und dominiert durch seine einzigartige Synkope Rhythmik und Dynamik. Gerade eben diese Dynamik muss von den Tänzern sehr ausgeprägt performt werden. Es gilt jeden einzelnen Schritt mit voller Kraft auszutanzen, ohne dabei zu schleifen oder die Spannung zu verlieren. Alle Bewegungen des Jive werden mit einer starken Bounce-Aktion getanzt, dass heißt, der Tänzer setzt einen jeden seiner Schritte leicht von oben herab auf den Boden, wodurch der ganze Körper in eine leichte Hüpfbewegung gerät. Dies sieht nicht nur sehr lebhaft aus, sondern wirkt beinahe gesprungen. Die wichtigste Figur des Jive ist der Platzwechsel, der in vielen Varianten getanzt werden kann, beispielsweise mit Damendrehung oder Handtausch hinter dem Rücken. Dabei sind der Choreographie kaum Grenzen gesetzt, besonders dann nicht, wenn man sich auch noch der Elemente des Rock n' Roll, des Boogie oder gar des Lindy Hop oder Swing bedient. Auch sieht man besonders bei besseren Tänzern viele Swivels wie den berühmten Toe-heel-swivel oder die Chicken Walks, welche es in einigen Variationen gibt. Im Vergleich zu den anderen Lateintänzen fällt der Jive sehr aus der Rolle. Man merkt ihm seine nordamerikanische Herkunft sehr an, man erkennt zunächst kaum Verwandtschaften zu den kubanischen oder den afrobrasilianischen Tänzen. Ein weiteres Merkmal ist die Verwendung der Arme. Diese werden im Jive weit weniger bewusst eingesetzt als in den anderen Lateintänzen. Sie werden nicht als eigenständiges Element betrachtet, sondern dienen viel mehr der Unterstützung des Körpers. Im Vergleich zu anderen Tänzen sind die choreografischen Möglichkeiten des Jive etwas eingeschränkt, dafür gibt es aber eine sehr große Zahl an Showelementen und weniger ernsthaften Figuren die mehr oder weniger nur für die Bühne gedacht sind.

Interpretation:

Der Tanz und die dazugehörige Musik ist eben aufgrund seiner Herkunft als typischer Tanz der Südstaatenbewohner so ausgelegt, dass er alle Schwermut vergessen machen soll. Mehr noch, er soll Trauer, Angst, Hoffnungslosigkeit in pure Energie und Ausgelassenheit verwandeln. Jive/Boogie/Swing und Blues, alles Tänze der Nachfahren der Südstaatensklaven sollen vom schweren Alltag befreien, sollten die harte Arbeit auf den Baumwollfeldern bei schlechter Bezahlung vergessen machen und den Menschen ein Mindestmaß an Lebensfreude zurückgeben. Kein Wunder das dieser Tanz seine Wurzeln bei jenen Menschen hat, die sogar Todesfälle feiern, weil eben dieser jemand alles Leid der Welt hinter sich hat und nun in eine vielleicht bessere Welt kommt. So kommt es, dass Jive viele ernsthafte dramaturgische Ansätze vermissen lässt. Ebenso spassig geht es auf der Tanzfläche zu. Während der Performance nimmt man sich selbst und den Partner möglichst wenig ernst, man ist ausgelassen und toll, veräppelt oder verführt sich ohne feste Regeln.

Technik:

Entgegen vieler Meinungen ist der Jive keinesfalls ein einfacher Tanz. Seine Technik ist anspruchsvoll und verlangt viel Training und Besinnung auf einfache Basics.
Die Fusstechnik des Jive ist nicht sehr einfach. Jeder Fuss wird zunächst auf dem Ballen angesetzt, bevor die Ferse abgesetzt wird. Das Gewicht bleibt dabei aber stets auf dem vorderen Teil des Fußes. Dies ermöglicht das Abfedern des Gewichtes und führt zu dem Bounce-Effekt. Beim Jive-Chassée wird der erste Schritt zunächst unter den Körper gestellt, bevor der nächste Schritt heranschließt. Der letzte Schritt zur Seite ist nun etwas grösser und nimmt das Gewicht voll auf. Die Hüfte wird dabei leicht nachgezogen. Im Jive gibt es praktisch keine Fersenschritte. Alle Schritte werden leicht und klein getanzt. Die Arme werden im Jive weit weniger bestimmt eingesetzt als dies in anderen Tänzen der Fall ist. Die Arme sollten aber frei beweglich sein. Nur bei manchen Folgen wie dem "Simple Spin" werden die Arme frei gehalten.
Die Haltung des Jive ist sehr ungezwungen und weniger aufrecht als bei anderen Standardtänzen. Das Paar steht in einigem Abstand zueinander, so dass ein Restraum zum Tanzen verbleibt.

 

 

Paso Doble

Takt: 2/4 - Tempo: 62 TpM

Geschichte:

Die Geschichte des Paso Doble begann im Grunde genommen schon im 16. jahrhundert als der damalige spanische König Karl V. in Spanien deutsche Marschmusik hoffähig machte. Im Laufe der Jahrhunderte verwuchs diese Marschmusik mit spanischen und orientalischen Klängen, welche von den Mauren in Spanien hinterlassen wurden. Gleichzeitig entwickelte sich in Spanien die Tradition des Stierkampfes und häufig wurden für die Einmärsche der Matadoren spanische Märsche gespielt, die im Laufe der Zeit an Farbe und Ausdruckskraft gewannen. Erst zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die typischen Bewegungen und Elemente aus dem Stierkampf von französischen Hofchoreografen entdeckt und nach Frankreich gebracht. Dort galt, Spanien war ein Freund Frankreichs, alles spanische als chic und in, und man entwickelte den Paso doble, damals noch als Marsch und Paradetanz. Während Europa unter der Last des zweiten Weltkriegs zusammenzubrechen drohte wurde der Paso Doble im recht sicheren England entwickelt und zu seiner heutigen Form erweitert, und wurde 1945 als Erster Lateintanz in die Liste der offiziellen Turniertänze eingetragen. Seitdem hat der Paso Doble unter wachsender Beliebtheit zu kämpfen. Manche verehren ihn wegen seinem eindeutigem charismatischen Wesen, andere empfinden seine Schritte als wenig strukturiert oder schlicht und einfach als zu schwer. Auch hat der Paso Doble unter dem allgemein schlechten Image des Stierkampfes außerhalb Spaniens zu leiden, ist er doch kulturell eng mit ihm verbunden. Heute ist Paso Doble leider beinahe ausgestorben, wurde er 2005 nicht ohne Grund aus dem Welttanzprogramm ausradiert. Dennoch hat der Paso Doble viele Liebhaber und ist weiterhin ein Bestandteil eines jeden wichtigen Lateinturniers.

Stil:

Der Paso Doble ist ein spanischer Marschtanz mit vielen geraden und gelaufenen Bewegungen. Die meisten Turnierpaare tanzen dabei allerdings weniger nach einzelnen Figuren, als mehr zu festen Choreografien, die es dem Betrachter schwer machen, bekannte Bewegungen zu erkennen und zu verstehen. Der Paso Doble verarbeitet interpretatorisch gesehen die spanische Tradition des Stierkampfes. Dies äußert sich auf dem Parkett in langen marschierenden Gehphasen, schnellen Spins und Sequenzen, in denen sich die Tanzpartner umkreisen und passieren. Die Dame wird dabei oft als Tuch eingesetzt, sie kreist, dreht und wendet sich unter starker männlicher Führung vor ihm und neben ihm, wird hin und her gewedelt und geworfen. Ein typisches Element des Paso Doble sind Flamencoelemente, die obigen genannten Stierkampfstil auflockern und durch eigenartig anmutige Sequenzen ergänzen. Typische Figur im Paso Doble ist vielleicht das Chassé Cape, eine Figur, wo sich die Tanzpartner gleichmäßig fortbewegen, und die Dame ihren Herrn oft passiert. Es gibt im Paso Doble wie gesagt wenige klassische Figuren, dafür umso mehr an anspruchsvollerer, komplizierter Choreografie, die besonders fortgeschrittene Paare so lieben.

Interpretation:

Der Paso Doble behandelt in allen Motiven das Thema Stierkampf. Der Herr nimmt dabei freilich die Rolle des selbstsüchtigen, übertrieben stolzen Matadors ein. Interessanter ist die Rolle der Dame, die während des Tanzes vielfach hin und her wechseln kann. Besonders wichtig ist dabei die Rolle der Frau als Capa, als rotes Tuch, das den Stier anlocken soll. Der Matador schwingt sein Tuch stolz vor sich her, wirbelt damit herum, wickelt es sich um oder hält es weit von sich, je nach Situation. Die Dame wird wie dieses Tuch behandelt, und nimmt stets dessen Stellung ein, durch schnelle Drehungen, hohe Posen (Cape Lines) oder wirbelnde Bewegungen um den Herrn herum (Flamenco Twister, Chassé Capes, Fregolina). Ein zweiter Aspekt der Dame ist ihre Rolle als der Stier persönlich; dieser umkreist und attackiert den Matador um ihn immer wieder zu verfehlen. Die choreografischen Elemente sind dabei sehr vielseitig und werden oft vermischt. Moderne Choreografien lassen sogar eine Rolle der Dame als das Schwert des Matadors zu (Picador), aber diese Idee ist recht neu und nicht sehr weit verbreitet.

Technik:

Technik im Paso Doble ist rein tänzerisch gesehen ein Kapitel für sich. Technisch gesehen ist er den Standardtänzen näher als den Lateintänzen, choreographisch ist dies jedoch umgekehrt. Dies macht den Paso Doble zu einem reizvollen Gemisch. Für die Paso Doble Technik gibt es verschiedene Ansätze, wir konzentrieren uns auf die Version, wie sie in den meisten Tanzvereinen/ Tanzschulen unterrichtet wird.
Im Paso Doble werden alle Schritte ausserordentlich energisch und kraftvoll getanzt. Vorwärtsschritte sind meist groß und deshalb bis auf wenige Ausnahmen Fersenschritte, wie bei allen Marschtänzen auch. Dies ist untypisch für Lateintänze. Grundsätzlich fehlt diesem Tanz das Element des Hüftschwungs komplett. Alle Schritte werden klar direkt und ohne Hüftbetonung oder Verzögerung getanzt.
Die Armtechnik im Paso Doble ist sehr einzigartig und lässt sich schwer beschreiben, da ein jeder Trainer seinen eigenen Stil zu haben scheint und klare Definitionen fehlen. Grundsätzlich gilt, dass die Arme frei sind und fern des Körpers gehalten werden, ähnlich, wie dies in der Rumba und im Cha-Cha-Cha gemacht wird. Bei Drehungen und bei Posen kommt den Armen eine betonte Bedeutung zu. Oft muss die Dame ihre Arme tuchmässig bewegen um die Optik zu wahren.
Die Haltung im Paso Doble ist extrem aufrecht, vor allen Dingen für den Herrn, welches seine arrogante überhebliche Seite betonen soll. Dabei darf das aufrechte Stehen nicht durch ein Heben und Senken der Füße erzeugt werden, sondern durch ein Vorwärtsschieben des Beckens. Die Haltung ist standardähnlich, wird aber sehr variiert und oft aufgelöst.

 

 

AGB

  |  

Impressum

  |  

Datenschutz

  |  

AGB

  |  

Impressum

  |  

Datenschutz

  |  

Sie sind hier:  >> Tanzen A - Z  >> Latainamerik. Tänze